Interview mit Martin Fesseler, Geschäftsführer von dbeyond erp+

Der Umstieg auf SAP S/4HANA zählt derzeit zu den zentralen Digitalisierungsvorhaben vieler IT-Verantwortlicher im Mittelstand. Doch wie lässt sich ein ERP-System zukunftsfähig gestalten, ohne die spezifischen Anforderungen eines mittelständischen Produktionsunternehmens aus dem Blick zu verlieren?

Wir haben mit Martin Fesseler gesprochen, Gründer und Geschäftsführer von dbeyond erp+. Er erklärt, worauf es bei einer erfolgreichen ERP-Strategie ankommt, warum Clean-Core mehr ist als ein IT-Konzept und wie Unternehmen mit einer klaren Zielarchitektur, pragmatischer Prozesssicht und den richtigen Partnern den Wandel meistern.

Können Sie sich bitte kurz vorstellen und uns einen Überblick über Ihre Rolle bei dbeyond erp+ geben?

Ich bin Martin Fesseler, Gründer und Geschäftsführer der dbeyond erp+ GmbH. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, den produzierenden Mittelstand im SAP-Umfeld gezielt und praxisnah zu unterstützen. Unser Fokus liegt darauf, Geschäftsprozesse so zu digitalisieren und zu optimieren, dass Effizienz, Transparenz und Zukunftsfähigkeit nachhaltig gesteigert werden. In meiner Rolle verantworte ich die strategische Ausrichtung des Unternehmens und begleite aktiv Kundenprojekte – von der Prozessanalyse bis zur SAP-Implementierung. Unsere Mission ist klar: SAP-Lösungen einfacher, schneller und passgenauer für mittelständische Produktionsunternehmen zugänglich zu machen – und dabei Technologie und Menschen sinnvoll zusammenzubringen. 

Warum ist das Thema ERP und speziell S/4HANA für mittelständische Industrieunternehmen aktuell so wichtig?

S/4HANA bietet dem Mittelstand eine moderne Grundlage für mehr Transparenz, Automatisierung und Zukunftsfähigkeit. Es vereinfacht Abläufe, integriert Funktionen wie Produktionsplanung und Lagerverwaltung und ermöglicht Echtzeit-Einblicke. Gerade angesichts Fachkräftemangel und steigender Komplexität ist das ein entscheidender Hebel für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit. 

ERP und die Bedeutung für den Mittelstand

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen, denen mittelständische Unternehmen bei der Implementierung von ERP-Systemen begegnen? 

Viele unterschätzen die Komplexität und starten ohne klares Zielbild oder Prozessklarheit. Oft fehlt das Wissen über bestehende Eigenentwicklungen oder Sonderlösungen – diese „U-Boote“ können Projekte später teuer und aufwendig machen. Change Management und eine realistische Ressourcenplanung sind entscheidend, um Akzeptanz und Erfolg im Unternehmen sicherzustellen. 

Wie können mittelständische Unternehmen sicherstellen, dass ihre ERP-Lösungen nachhaltig und zukunftssicher sind? 

Entscheidend ist ein klarer Bebauungsplan, der Ressourcen und Prioritäten realistisch abbildet. Clean-Core-Strategien helfen, das System updatefähig zu halten und Innovationen wie KI oder Automatisierung später flexibel zu integrieren. Die Einführung sollte modular und immer mit Blick auf die Menschen im Unternehmen geplant werden – denn Technik schafft Möglichkeiten, aber Menschen machen daraus Wirkung. 

S/4HANA und die Migrationspfade

Was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen der klassischen SAP-ERP-Landschaft und S/4HANA? 

S/4HANA basiert auf einem vereinfachten Datenmodell, läuft auf der In-Memory-Datenbank HANA und ermöglicht dadurch Echtzeit-Auswertungen. Die Benutzeroberfläche ist moderner (Fiori), und viele Funktionen – etwa Produktionsplanung oder Lagerlogistik – sind direkt im Standard integriert. Zudem unterstützt S/4HANA eine saubere Erweiterbarkeit über APIs, was Clean-Core-Strategien ermöglicht und spätere Upgrades deutlich erleichtert. 

Welche Migrationspfade empfiehlt dbeyond erp+ mittelständischen Unternehmen? Gibt es eine bevorzugte Strategie?

Wir verfolgen keine One-Size-Fits-All-Strategie, sondern wählen den passenden Ansatz je nach Ausgangslage. Brownfield ist oft sinnvoll für bestehende SAP-Systeme, Greenfield eignet sich, wenn man Prozesse stärker standardisieren will, und Selective Data Transition bietet Flexibilität bei Teilmigrationen. Entscheidend ist immer ein sauber abgestimmter Bebauungsplan, der realistisch auf Ressourcen und Ziele eingeht. 

Wie sollten Unternehmen den Übergang zu S/4HANA organisatorisch und strategisch vorbereiten

Es braucht ein klares Zielbild und eine realistische Roadmap mit gut abgestimmten Etappen. Prozesse sollten vorab sorgfältig analysiert und priorisiert werden, um Altlasten zu vermeiden. Zudem müssen Ressourcen, Change Management und die Einbindung der Mitarbeitenden frühzeitig mitgedacht werden, damit der Übergang auch organisatorisch gelingt. 

Gibt es bestimmte Stolperfallen oder häufige Fehler, die Unternehmen während der Migration vermeiden sollten

Typische Fehler sind mangelnde Zielklarheit, unkritische Übernahme alter Prozesse und fehlendes Wissen über bestehende Eigenentwicklungen. Empfehlenswert ist ein Vorprojekt zur Analyse und eine saubere Planung in Etappen, um Überraschungen zu vermeiden. Wichtig ist auch, die Menschen mitzunehmen und Clean-Core-Prinzipien konsequent zu berücksichtigen. 

Können Sie uns eine kurze Erklärung zu den SAP-Konzepten „Grow“ und „Rise“ geben?

Rise with SAP“ ist ein Komplettpaket für Unternehmen mit bestehender SAP-Landschaft, die auf S/4HANA umsteigen möchten – inklusive Tools, Infrastruktur und Services aus einer Hand. „Grow with SAP“ richtet sich an Neukunden, die schnell und standardisiert in die SAP-Welt einsteigen wollen. Beide Ansätze helfen, den Umstieg planbarer, kalkulierbarer und für Unternehmen besser handhabbar zu machen.

Beide Angebote bündeln Software, Infrastruktur und Services in klar kalkulierbaren Paketen. Sie reduzieren Komplexität, senken Einstiegshürden und ermöglichen eine schrittweise Einführung neuer Funktionen. So können Unternehmen ihre Digitalisierung gezielt vorantreiben und die Kosten dabei transparent und planbar halten. 

Praxisnahe Tipps für IT-Leiter

Welche drei wesentlichen Tipps würden Sie IT-Leiter:innen mittelständischer Industrieunternehmen für die Optimierung ihrer ERP-Strategie mit auf den Weg geben?

Erstens: Ein klares Zielbild entwickeln, das langfristig trägt. Zweitens: Prozesse sorgfältig analysieren und erst dann digitalisieren. Drittens: Die Einführung in realistische Etappen planen – immer gemeinsam mit dem Business und den Menschen. 

Inwiefern spielt die Anpassung an branchenspezifische Anforderungen eine Rolle bei der Wahl der richtigen ERP-Lösung? 

Branchenspezifische Prozesse sind oft entscheidend für den Erfolg eines ERP-Systems. S/4HANA bietet viele dieser Funktionen bereits im Standard und bleibt dabei flexibel erweiterbar. Nur wenn das System wirklich zur Branche passt, kann es im Alltag echten Mehrwert liefern. 

Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit SAP-Partnern wie dbeyond erp+ während des gesamten Prozesses?

Wir verstehen uns als Sparringspartner, der Unternehmen durch alle Phasen begleitet – von der Zieldefinition über die Prozessanalyse bis zur Einführung und Weiterentwicklung. Dabei helfen wir, Risiken zu erkennen, Ressourcen richtig einzusetzen und das Projekt realistisch umzusetzen. So wird aus einer technischen Migration ein echter Geschäftserfolg. 

Ausblick und Zukunft

Wie sehen Sie die Zukunft von ERP-Systemen und speziell von S/4HANA in den nächsten fünf bis zehn Jahren?

ERP wird sich immer mehr von einem transaktionalen System zur offenen Plattform entwickeln. S/4HANA schafft dabei die Grundlage für Automatisierung, KI und flexible Geschäftsmodelle. Wer heute sauber plant und modular einführt, wird in fünf bis zehn Jahren deutlich wettbewerbsfähiger und anpassungsfähiger sein. 

Welche Trends oder Technologien sollten mittelständische Unternehmen in naher Zukunft besonders im Auge behalten?

Mittelständische Unternehmen sollten vor allem Themen wie Automatisierung, KI-gestützte Analysen und cloudbasierte Plattformen im Blick behalten. Diese Technologien ermöglichen schlankere Prozesse, bessere Entscheidungen und niedrigere Betriebskosten. Gerade im SAP-Umfeld wird es wichtig sein, Clean-Core-Strategien und API-basierte Erweiterungen zu nutzen, um Innovationen flexibel integrieren zu können. 

Gibt es etwas, das Sie unseren Leser:innen – insbesondere den IT-Leiter:innen – abschließend mitgeben möchten?

Ich würde allen IT-Leiter:innen raten, den strategischen Wert von ERP nicht zu unterschätzen und frühzeitig den Dialog mit dem Business zu suchen. Digitalisierung soll Prozesse einfacher und das Unternehmen zukunftsfähiger machen – erfordert aber auch Veränderungsbereitschaft, die Bereitschaft zur Standardisierung und den Blick auf die Gesamtprozesse, selbst wenn das mal mehr Datenpflege oder Abstimmung bedeutet.

Am Ende ist ERP immer auch ein Kompromiss, der darauf abzielt, die Gesamtperformance des Unternehmens zu verbessern. Mit einem klaren Zielbild, realistischen Etappen und dem richtigen Partner wird daraus eine echte Chance für den Mittelstand. 

Vielen Dank, Herr Fesseler, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben. Wir freuen uns auf Ihre Einblicke und Expertise!

Sehr gerne – vielen Dank für die Einladung und das angenehme Gespräch. Ich freue mich, wenn ich ein paar hilfreiche Einblicke geben konnte. Und natürlich stehe ich jederzeit gern für den weiteren Austausch zur Verfügung! 

Wie zukunftssicher ist Ihre aktuelle ERP-Landschaft?

Ob Strategie, Zielbild oder Migrationspfad – gemeinsam mit dbeyond erp+ begleiten wir mittelständische Unternehmen auf ihrem Weg zu S/4HANA. Gerne sprechen wir mit Ihnen über Ihre ERP-Situation und mögliche nächste Schritte.

Martin Fesseler

Martin Fesseler

Geschäftsführer dbeyond erp+

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