Simulation statt Bauchgefühl: Die Vorteile eines digitalen Zwillings
Interview mit Dr. Markus Junginger
Steigender Kostendruck, zunehmende Variantenvielfalt und eine immer kürzere Time-to-Market setzen produzierende Unternehmen unter Druck. Viele reagieren mit Umbauten, Automatisierung oder der Verlagerung ins Ausland. Doch bevor investiert wird, lohnt sich ein anderer Schritt – einer, der früher ansetzt: der digitale Zwilling.
Dr. Markus Junginger, Geschäftsführer der dbeyond at+ GmbH, erklärt im Interview mit mesakumo, wie mittelständische Unternehmen mit offenen Technologien und beherrschbarem Aufwand ein digitales Abbild ihrer Produktion erstellen können. So lassen sich bereits in der Entwicklung Auswirkungen auf die spätere Produktion besser einschätzen.
Drei Gründe, warum der Mittelstand handeln sollte
Fehler entstehen nicht in der Produktion – sondern früher
Viele Probleme werden erst in der Fertigung sichtbar, entstehen aber bereits im Produktentstehungsprozess oder in der Produktionsauslegung.
Ein digitaler Zwilling macht sichtbar, wo Konstruktion, Prozess und Betriebsmittel nicht zusammenpassen. Wer früh simuliert, kann bereits die Entwicklung so gestalten, dass aufwändige Fertigungsschritte, Ausschuss, Nacharbeit oder Umplanungen später gar nicht erst nötig werden.
Bessere Entscheidungen durch echte Simulation
Ein digitaler Zwilling ist mehr als eine CAD-Zeichnung oder Prozessgrafik:
Er ist ein dynamisches, ausführbares Modell von Produkt, Prozess und Betriebsmittel – also der gesamten Wertschöpfungskette. Damit lassen sich realistische Fragen beantworten wie zum Beispiel:
• Welche Variante ist wirtschaftlicher?
• Welche Änderung stört den Ablauf?
• Wo entsteht ein Engpass?
Der größte Nutzen: Objektivere Entscheidungen mit validen Daten, bevor der erste Euro investiert wird.
Einfach starten dank offener Standards
Was früher komplexe und teure Großprojekte waren, ist heute mit offenen Technologien auch für kleinere Unternehmen machbar. Standards wie USD (Universal Scene Description) und Plattformen wie das NVIDIA Omniverse ermöglichen es, digitale Zwillinge mit handelsüblicher Hardware zu erstellen und zu simulieren – ganz ohne Spezialsoftware. Schon einfache Modelle eines Betriebsmittels oder Prozesses lassen sich so visuell darstellen und dynamisch testen.
Vom Betriebsmittel zum Werkslayout – so gelingt der Einstieg
Markus Junginger empfiehlt einen schrittweisen Aufbau des digitalen Zwillings, statt mit einem vollumfänglichen Modell zu starten.
- Zuerst den digitalen Zwilling eines konkreten Betriebsmittels aufbauen,
- dann das Produkt integrieren und prüfen, wie Produkt und Betriebsmittel miteinander interagieren,
- Schrittweise das Werkslayout integrieren und die gesamte Fertigung simulieren.
So entsteht mit jedem Schritt mehr Klarheit und mehr Vertrauen. Am Ende kann man z.B. fundiert bewerten, ob ein Standort wirklich ausgelastet ist, ob eine Produktionsverlagerung nötig ist, oder ob sich durch bessere Planung aus vorhandenen Anlagen und Prozessen mehr herausholen lässt, als gedacht.
Fazit: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt
Digitale Zwillinge sind ein praktisches Werkzeug für mittelständische Unternehmen, um besser zu entwickeln, effizienter zu produzieren und teure Fehlentscheidungen zu vermeiden. Die Technologie ist verfügbar, der Einstieg einfacher als es sich anhört und der Nutzen konkret messbar.
Markus Jungingers Empfehlung: Bevor Sie umbauen oder verlagern, simulieren und optimieren Sie, was bereits da ist. Oft steckt mehr Potenzial in bestehenden Anlagen, als gedacht.
Zum vollständigen Interview mit Dr. Markus Junginger:
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